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Zitat des Monats
„Denken und Wissen sollten immer gleichen Schritt halten.
Das Wissen bleibt sonst tot und unfruchtbar."
(Alexander von Humboldt)
Bildung und Erziehung auf dem Prüfstand
Die Schulstruktur und die Qualität von Bildung und Erziehung
stehen weiter auf dem Prüfstand. Die Diskussion über Optimierungen ist
notwendig, doch endet sie zuweilen in dogmatischen Sackgassen. Die Nordrhein-Westfälische Staatsministerin a.D. Gabriele Behler wies in einer bemerkenswerten Rede am 25.06.2015 auf problematische Tendenzen aktueller Bildungspolitik hin.
Der Wille zur Preisgabe ideologischer Bastionen im Wettstreit integrativer und gegliederter Schulstrukturen hat bundesweit an Einfluss gewonnen. Mündet der sinnlose "Kulturkampf" um Glaubenssätze zum 'einzig wahren Schulsystem', der auf dem Rücken von Schülern, Lehrern, Eltern und zuweilen auch Schulträgern ausgetragen wird, endlich in einen argumentativen Wettstreit um die Frage, wie die Qualität und Wertschätzung unseres öffentlichen und aus Steuermitteln finanzierten Schulsystems gewahrt und verbessert werden kann? Der Schulkonsens von SPD, CDU und Grünen im Düsseldorfer Landtag (Juli 2011) ließ das zunächst hoffen. Doch unter dem Schutzmantel dieses Konsenses erfolgten im Windschatten der ‚Inklusionsdebatte‘ politische Weichenstellungen, die langfristig mehr Bildungsverlierer als Gewinner schaffen könnten.
(Zieldifferente) Inklusion nicht administrativ verordnen
Unser Anliegen: Förderschulen sollten als Chance und als kompetente Partner einer inklusiven Schulentwicklung gesehen und nicht in der Fläche strukturell destabilisiert werden. Wenn (wohlgemerkt:) zieldifferente (!) Inklusion Regelschulen administrativ verordnet wird, dann ist das nicht zwangsläufig aus dem Anspruch der UNO-Konvention ableitbar. Die Umsetzung der Inklusion wird in den Bundesländern sehr unterschiedlich praktiziert. Mangelnde Professionalität, überhöhte Quotenfixierung, knappe Kassen, regional divergierende Vorgehensweisen und parteipolitische Scheuklappen drohen die Leistungsfähigkeit der Regelschulen vor dem Hintergrund ohnehin zunehmender gesellschaftlicher Herausforderungen und einer Neuordnung der Schulstruktur massiv zu beeinträchtigen. In Folge der von vielen Experten im Zuge des parlamentarischen Beratungsprozesses zum 9. Schulrechtsänderungsgesetz NW monierten Webfehler droht, wenn der ‚Reformeifer‘ nicht merkbar nachlässt, nachhaltiger Schaden im Schulwesen unseres Landes angerichtet zu werden. Eltern (zieldifferent) förderbedürftiger Kinder, die ihr Recht in Anspruch nehmen und ihr Kind z.B. an einer Sekundarschule oder Gesamtschule (bewusst nicht an Gymnasien) anmelden wollen, werden dadurch, dass diese Schulen an ihre Aufnahmegrenzen geraten, möglicherweise Gymnasien zugeordnet, die als ‚Ort des gemeinsamen Lernens‘ ausgewählt worden sind. Die mögliche Folge: Enttäuschte Eltern und Kinder, deren vermeintliches Recht nur Makulatur ist, überforderte Lehrer und die Förderschule als diskreditierter Ort zweiter Wahl.
Öffentliches Schulangebot stärken und konkurrenzfähig machen
Privatschulen und konfessionelle Ersatzschulen empfehlen sich derweil als (grundgesetzlich garantierte) Alternativen und werden von diesen Herausforderungen in deutlich geringerem Maße belastet.
Unser Anspruch muss aber darin liegen das öffentliche Schulsystem dauerhaft attraktiv, international konkurrenz- und damit zukunftsfähig zu machen. Egalisierung, Standardsenkung und das Kleinreden von Leistungsanforderungen und Fachlichkeit nützen jedenfalls nur jenen Anbietern, die Bildung und Erziehung schrittweise exklusiv zu einer hochpreisigen Ware machen wollen.
Ist die Hoffnung berechtigt, dass eklatante politische Fehler zukünftig der Vergangenheit angehören? Während etwa die CDU in der damalig von Ministerpräsident Rüttgers geführten CDU/FDP-Landesregierung in Düsseldorf zu lange an der traditionellen Schulstruktur festgehalten und den schleichenden Akzeptanzverlust der Hauptschule ignoriert hatte, wollte die SPD-Landespartei noch zu Beginn der rot-grünen Minderheitsregierung trotz innerparteilich ernsthaft und sachlich vorgetragener Warnungen flächendeckend und verbindlich die sogenannte Gemeinschaftsschule perspektivisch als die 'Eine Schule für alle' einführen. Manche Vorkämpfer dieser Perspektive lassen auch keine Gelegenheit aus, die Chancen der Inklusionsdebatte für die Überwindung des gegliederten Schulsystems auszuloten.
Der Verfassungsrang der Hauptschulen ist vom Tisch. Das starre Festhalten am Bestehenden führt offensichtlich ebenso in eine bildungspolitische Sackgasse wie der per Gerichtsentscheid 4/2011 gestoppte Modellversuch Gemeinschaftsschule nach dem Koalitionsvertrag der rot-grünen Minderheitsregierung. Sie können auf schulstruktur.com rückblickend substanzielle Informationen und Meinungen finden.
Zweigliedrige Schulstruktur ermöglichen
Schulstruktur.com wird , wie in den vergangenen Jahren, jenen Stimmen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Publizistik und dem Bildungswesen Gehör verschaffen, die bundesweit die schrittweise Ermöglichung einer zweigliedrigen Schulstruktur befürworten, welche auch unter den Bezeichnungen Zwei-Wege-Modell oder Zwei-Säulen-Modell in die Debatte Eingang gefunden hatte. Das ist nötig, so unser Leitsatz von Beginn an, weil "politisches Lagerdenken differenzierte Sachargumente, den pädagogischen Realitätssinn und damit Chancen für bildungspolitische Kompromisse in der Strukturdebatte zu überdecken droht". (2007)
Schulstruktur.com wird weiterhin einer parteipolitischen Verengung in der Diskussion entgegenwirken und zugleich helfen, den Blick über die Ländergrenzen zu erweitern. Wer sich von einer Veränderung der Schulstruktur, etwa durch eine verlängerte Grundschulzeit (Primarschule), die weitere Verkürzung, Beeinträchtigung oder eine nur taktisch zurückgestellte Abschaffung des Gymnasiums ein Allheilmittel gegen die akuten oder chronischen PISA-Krisen verspricht, springt ohnehin zu kurz.
Es macht zuversichtlich, dass es schon heute viele ermutigende Beispiele für sinnvolles Lernen, individuelle Förderung, qualitativ guten Unterricht und eine demokratische Schulkultur im öffentlichen Schulwesen gibt.
Der sogenannte 'Schulkompromiss' in NRW mit der realisierten Einführung der Sekundarschule als weiterer Schulform ‚des gemeinsamen Lernens‘ ruft zunächst den Eindruck einer neuen Unübersichtlichkeit der Schulformangebote hervor.
Auf den zweiten Blick bietet sich jedoch die reelle Chance, dass sich in den Städten und Gemeinden angesichts zurückgehender Schülerzahlen ein flächendeckender Mix flexibler und wohnortnaher Schulangebote im Bereich der Sekundarstufe I etablieren wird, die in ihrer Kooperation mit den Oberstufen von Gymnasien, Berufskollegs und Gesamtschulen als Brücke zu (dualem)Studium und/oder Berufsausbildung anschlussfähig sind. Inwieweit das neben Gymnasien und Gesamtschulen eher die neuen Sekundarschulen oder Realschulen sein werden, wird sich im Lichte der kommunalen Schulentwicklungsplanung, des Elternwillens, der Qualität der jeweiligen Schule sowie ihrer Anmeldezahlen lokal entscheiden. Gerade in Schulzentren könnten bei einem Nebeneinander von Regel- und Förderschule(n) Modelle inklusiven Unterrichts und der Begegnung von Kindern mit und ohne Förderbedarf entwickelt und ausgebaut werden.
In jedem Fall sollte der folgende Leitgedanke von schulstruktur.com aufgegriffen werden:
Für alle eine gute Schule wichtiger als eine Schulform für alle.
Dafür lohnen sich weiterhin intensive Gespräche über Parteien- und Koalitionsgrenzen hinweg.
Peter Pahmeyer
Online seit August 2007
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